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…alles, was sonst nirgends Platz hat

Schreibübung: Biographie

In einem Schreibkurs stand das Thema „Biographie“ an.
„Oh Mann, mein Leben ist doch so uninteressant“, war mein erster Gedanke.
„Das interessiert doch niemanden!“
Wirklich? Die Kursleiterin machte uns die Vorgabe, unser bisheriges Leben auf einen Zeitstrahl aufzumalen, diesen zu halbieren und dann die wichtigen Punkte bis dahin wie die  Einschulung, erste Liebe, Arbeitsstelle, etc. einzuzeichnen. Erstaunlich, was da einem alles durch den Kopf geht. Ob das wirklich niemanden interessiert? Mir war schnell klar, dass ich keine chronologische Erzählung haben wollte, sondern einzelne Episoden, aus dem der Leser sich ein Gesamtbild machen konnte. Entstanden ist jedenfalls der folgende kurze Text:Schon zu meinen Schulzeiten habe ich mich im Kreis der sogenannten »einfachen« Leute sehr wohl gefühlt. Viel wohler als mit den immer gescheiten Schulkameraden auf dem Gymnasium. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich am zweiten Tag in der fünften Klasse Andreas gegenüberstand, meinem damaligen besten Freund. Doch er stand auf der anderen Seite der unsichtbaren Linie, die wir beide aber sehr wohl wahrnahmen. Er, auf der der Hauptschule, ich auf der des Gymnasiums. Es war praktisch vorprogrammiert, dass wir uns sehr schnell aus den Augen verlieren würden, obwohl uns Schultag für Schultag nur wenige Meter trennten.Nicht, dass ich mich auf dem Gymnasium deshalb nur quälte, ich kam dort mit sehr  bescheidenem Aufwand über die Runden. Insofern war es die absolut richtige Entscheidung meiner Eltern, mich dorthin zu schicken. Mich stößt nur heute noch der Dünkel ab, den man uns dort anzuerziehen versuchte.

Wir wohnten inzwischen in der Wolfgangstraße in einem großen Haus, das meine Eltern neu gebaut hatten. Viel zu groß, wie ich heute finde. Heimeliger hatte ich es in unserer alten Mietwohnung in Erinnerung. In der waren wir, bis ich fünf war. Viel weiß ich aber nicht mehr aus dieser Zeit. Aber den für mich heute noch angenehm wirkenden Geruch nach altem Haus habe ich immer noch in der Nase. Und in einem Sommer kam regelmäßig ein Eichhörnchen über das geöffnete Fenster auf den Schreibtisch meines Vaters und ließ sich von ihm füttern, während ich mit staunenden Augen daneben stand. Oder hatte ich das nur geträumt?


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